Landwirtschaftliche Fachschule Güssing - ÖSTERREICH
Srednja gospodarska škola Križevci -
KROATIEN
FM DASzK, SZakkpézö Iskola Kaposvar -
UNGARN
Im Mittelpunkt des Projekts steht die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes vor allem im Bereich der Lebensmittelproduktion, der Landbewirtschaftung, nachhaltiger Bauweise von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie im Bereich des betrieblichen bzw. öffentlichen Verkehrs.
Die nachhaltige Landwirtschaft stellt ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal im globalen Lebensmittelangebot dar und bietet einen Wettbewerbsvorteil in der ökosozialen Marktwirtschaft.
Ziel ist die Bewusstseinsbildung bei den zukünftigen Landwirten in folgenden Bereichen:
Eine regionale CO2 -neutrale Kreislaufwirtschaft bietet in klassischen Abwanderungsgebieten eine Möglichkeit Arbeitsplätze zu erhalten bzw. neu zu gestalten.
Der Projektauftakt fand von 7. bis 12. Mai 2017 an der LFS Güssing statt. Gemeinsam mit den Landwirten des 1. Jahrganges absolvierten die kroatischen und ungarischen Schüler ein umfangreiches Besichtigungs- und Arbeitsprogramm.
Folgende Schwerpunkte wurden bearbeitet:
Der erste Tag stand ganz im Zeichen der nachhaltigen Landbewirtschaftung und Lebensmittelproduktion. Nach einem ersten Kennenlernen lauschten die Schüler dem anschaulichen Vortrag zum Thema ökologischer Fußabdruck, dabei hatten sie auch einige Arbeitsaufgaben zu erledigen.
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Rohstoffen wurde den Schülern direkt auf dem Wirtschaftsbetrieb der LFS, der mit zahlreichen Holzbaupreisen ausgezeichnet wurde, vor Augen geführt.
Wie die Vorzeigestadt Güssing erneuerbare Energieträger einsetzt und welche Technologien dahinter stehen, war Thema des Vormittages. Abgerundet wurde der theoretische Teil mit der Besichtigung der Holzvergasungsanlage sowie der Photovoltaikanlage in Urbersdorf und der Biogasanlage in Strem. Die Rolle der Landwirte bei der Bereitstellung der Rohstoffe wurde ebenfalls erläutert.
Sehr eindrucksvoll war die Führung des Seniorchefs durch die Hallen der Abfallentsorgungsanlage Stipits. Besonders "nachhaltig" setzten sich die Bilder der Nahrungsmittelentsorgung sowie des Lagerplatzes der noch zu entsorgenden Lebensmittel in unseren Köpfen fest. Hier konnte großes Potential für eine bedarfsgerechte und nachhaltige Lebensmittelproduktion festgestellt werden. Hervorzuheben ist der geschlossene Kreislauf, in dem bei der Lebensmittelentsorgung durch Vergasung das Biogas, mit dem die Fahrzeugflotte zum Teil schon betrieben wird, entsteht.
Auch die Kultur sollte nicht zu kurz kommen. Am Abend stand eine Führung durch die Familiengruft der Fürsten Batthyány in der Güssinger Basilika am Programm. Höhepunkt war das Grab des Seligen Ladislaus Batthyány, das besonders für die ungarischen Gäste interessant war.
Dr. Manfred Szerencsics brachte den Schülern in einem Vortrag näher, wie Zwischenfruchtanbau in Österreich praktiziert wird und die Zwischenfrüchte wirtschaftlich genutzt werden können. Anschließend standen Besichtigungen der biologisch wirtschafteten Betriebe von Erich Schrammel (Schweinezucht) und Hansjörg Schrammel (Milchviehbetrieb) in Bildein am Programm. Den Abend ließen die Schüler und Gäste bei einem traditionellen burgenländischen Buschenschank ausklingen.
Am vierten Tag standen die burgenländische Landeshauptstadt sowie die Esterhazy-Betriebe im Mittelpunkt. Der Seehof in Donnerskirchen ist ein Leitbetrieb betreffend Nachhaltigkeit im Burgenland. Nach dem Mittagessen ging es zur Führung durch das Schloss Esterhazy. Bei einem abschließenden gemeinsamen Grillabend konnten die schuleigenen biologisch produzierten Lebensmittel genossen werden.
Am letzten Tag wurden die gewonnenen Eindrücke und Informationen der gesamten Woche zusammengefasst und den Teilnehmern präsentiert. Wir freuen uns schon jetzt auf die Fortsetzung des Projektes in Ungarn und Kroatien 2018.
Von 15. bis 20. Oktober 2017 besuchten unsere Landwirte des 2. Jahrgangs unsere Projektpartnerschule in Kaposvar, Ungarn. Wieder standen viele interessante Exkursionen auf dem Programm:
Am ersten Tag beschäftigten wir uns besonders mit alternativen Energiequellen in der Stadt wie dem Ausbau der Nutzung von Sonnenenergie, dem Einsatz von gasbetriebenen Bussen im Rahmen des Progamms "Smart City 2050", das die Verbesserung der Lebensqualität der Stadtbevölkerung zum Ziel hat.
In der einzigen Zuckerfabrik in Ungarn, die zur österreichischen Agrana gehört, werden jährlich 1 Million Tonnen Zuckerrüben verarbeitet. Der Energiebedarf kann zu 70 % aus der eigenen Biogasanlage gedeckt werden.
Am Dienstag hörten wir einen interessanten Vortrag von Herrn Farkas zum Thema "Einsatz von Präzisionsmaschinen". Er gab uns einen Überblick über seinen Betrieb, der auch mit der Schule in Kaposvar zusammenarbeitet und einer ihrer Lehrbetriebe ist. Am Nachmittag durften wir uns dann auch selber ein Bild machen. Der Betrieb von Herrn Farkas ist technisch gesehen auf dem neusten Stand und sehr gut ausgestattet.
Zurück in der Stadt zeigte uns eine Stadtführerin die schönsten Seiten von Kaposvar. Nach der Stadtführung ließen wir den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen gemütlich ausklingen.
Die Einführung der Marke "Kaposvar Kincse" hat die Nachfrage nach regionalen landwirtschaftlichen Produkten deutlich gesteigert. Verkauft werden die Erzeugnisse an mehreren Märkten in der Stadt. Die Direktvermarkter werden von der Agrarkammer bei der einheitlichen Organisation der Märkte sowie Marketingaktivitäten unterstützt. Die Konsumenten nehmen das Angebot an regionalen Produkten sehr gerne an, da sie regelmäßig und an mehreren Standorten in der Stadt einkaufen können.
Am Nachmittag standen einige Betriebsbesuche auf dem Programm.
Am vierten Tag besichtigten wir das größte Biomasseheizwerk Ungarns. Dieses wird mit Holz, Holznebenprodukten und Stroh betrieben. Das stationäre Hackgerät beeindruckte mit einer Stundenleistung von über 90 Tonnen. Das Werk deckt rund 60 % des Wärme-Bedarfes der Stadt.
Am Nachmittag besuchten wir eine Hirschfarm in Böszénfa. Auf rund 2.000 Hektar leben rund 1.000 Tiere. Es werden hauptsächlich Hirsche gehalten, aber auch Kaninchen, Hühner, Ziegen, Alpakas und vieles mehr. Anschließend wurden wir auf ein köstliches Essen eingeladen.
Die Partnerschule in Križevci, Kroatien, war von 22. bis 27. April 2018 Gastgeber für den dritten und letzten Block des Erasmus+-Projektes. Land- und Ökowirte des 1. und 2. Jahrgangs erfuhren Theoretisches als auch Praktisches zu folgenden Themen aus dem Bereich Nachhaltigkeit:
Am ersten Tag in Križevci wurde die Schule präsentiert. Diese führt einen Betrieb mit 34 ha Ackerland, 2 ha Obst- und Gemüsebau und 35 Milchkühen inklusive Nachzucht. Täglich können bis zu 500 kg Milch zu Käse und anderen Milchprodukten verarbeitet werden.
Der zweite Vortrag befasste sich mit der biologischen Artenvielfalt. Dabei wurde der Mensch als größter Verursacher des Artenverschwindens genannt und wir stellten uns die Frage, wie viele Lebensarten sterben müssten, um das Ökosystem zusammenbrechen zu lassen. Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Schule mit der Erhaltung alter Samen. Die Samen werden vakuumiert und bei -19°C aufbewahrt.
Am Nachmittag erzählte uns der Bürgermeister von Križevci von seinen Plänen zum Thema Nachhaltigkeit. Die Stadt Križevci beschäftigt sich seit 8 Jahren mit der Einsparung von CO2. Es wurde bereits eine Photovoltaikanlage mit 30 kW gebaut und das heiße Wasser einer Thermalwasserquelle wird genutzt. Die Reduktion von CO2 -Emissionen um 20 % ist Ziel bis 2020. Die Stadt will bis 2030 energetisch unabhängig sein.
Bei einer sehr interessanten Stadtführung konnten wir verschiedene kulturelle Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen lernen.
Am Dienstag starteten wir mit einem Vortrag über die Finanzierung einer nachhaltigen Entwicklung vom stellvertretenden Landwirtschaftsminister von Kroatien. Er berichtete über eine Förderungen beispielsweise für den Umstieg von konventionell auf biologische Bewirtschaftung oder für Biodiversitätsflächen und viele andere Themen. Kroatien hat sich im Rahmen eines Strategiepapiers bis 2020 für die Bereiche Ökonomie, Umweltschutz und Soziales einiges vorgenommen.
Ein großes Ziel ist das Projekt 20-20-20, das bedeutet 20% weniger CO2 ,20% mehr erneuerbare Energie und 20% weniger fossile Brennstoffe.
Am Nachmittag besichtigten wir die Praxiswerkstätten der Schule. Am Schulbetrieb werden insgesamt 48 Kühe in zwei Ställen gehalten. Die Leistung der Tiere liegt bei durchschnittlich 24 kg Milch pro Tag, die zum Teil an der Schule zu Butter oder Käse verarbeitet wird.
Außerdem besuchten wir einige milchviehhaltende Familienbetriebe in der Umgebung. Alle verarbeiteten einen Teil der Milch selbst und vermarkteten die Produkte auch direkt.
Am dritten Tag starteten wir mit einem Vortrag über Wetterstationen von Herrn Dr. sc. Visnja Vucetic. Die digitale Wetterstation dient zur Wettervorhersage und die damit zusammenhängende Vorbereitung für einen Pflanzenschutzmitteleinsatz. Die Station zeigt auch an, wenn Pflanzen Krankheiten haben.
Man kann auch die Feuchtigkeit der Blätter und die Temperatur vom Boden messen. Dies hilft zur Planung für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die Daten kann man direkt am Computer oder am Laptop abrufen. Die Wetterstation hat einen Wert von rund 3500 €.
Auch eine Abmachung zwischen Landwirten und Bienenzüchtern besteht. Und zwar darf zwischen 09:00 Uhr und 17:00 Uhr kein Pflanzenschutz vorgenommen werden, um das Bienensterben zu lindern. Zum Schluss durften wir dann auch noch eine dieser Wetterstationen, die der Schule gehört, besichtigen.
In einem weiterführenden Vortrag von Frau Ines Srzic erfuhren wir einiges über die Agrometeorologie. Frau Srzic und Ihr Team beschäftigen sich mit dem Thema Agrowetter seit 1988 in Kroatien. Ihre Wetterdaten aus den Stationen werden täglich im öffentlichen Rundfunk und Fernsehen übertragen und mitgeteilt. Sie prognostizierte, dass die Maisernte in den nächsten Jahren um rund 25% zurückgehen wird, dies entspricht einem Wert von rund 45 Mio. €.
Nach rund einer Stunde Busfahrt erreichten wir das Unternehmen Rimac Automobil in der Nähe von Zagreb. Wir bekamen eine sehr interessante Führung durch die Produktionswerkstätte. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Elektroautobau und Elektrofahrräder. Das Besondere an den Produkten bzw. den Batterien der Firma Rimac ist, dass sie so starke Batterien erzeugen, dass sie sogar Sportwagen produzieren können, die in 2,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Dieser Sportwagen Namens Concept 1 hat nicht nur eine extreme Beschleunigung, sondern auch eine Reichweite von bis zu 400 km. Im Jahr werden nur ca. 8 dieser Sportwagen gebaut, der Preis liegt bei rund 1 Mio. €.
Zum Abschluss unseres dritten Tages hatten wir eine Stadtführung durch Zagreb, der Hauptstadt Kroatiens.
Am Donnerstag, dem Welttag der Erneuerbaren Energie, ging es in der ersten Präsentation um erneuerbare Energiequellen wie Windkraft oder Solarenergie sowie deren Umweltwirkungen und Vorteile. Der größte Vorteil an diesen ist, dass sie nicht verbraucht werden können, und somit für die Ewigkeit sind.
Die drei wesentlichsten Kriterien für die Erzeugung von Energie aus Biomasse ist die Berücksichtigung von energetischen, ökologischen und wirtschaftlichen Faktoren. Als Endprodukte fallen dabei Strom, Wärme und Dünger an. Laut Schätzungen kann 2050 eine von zwei Personen ihren eigenen Stromverbrauch decken.
Anschließend besuchten wir eine private Biogas Anlage mit 2,4 MW. Der daraus gewonnene Strom wird in das Lokale Netz eingespeist und die anfallende Wärme für die Wirtschaftsgebäude verwendet. In Zukunft soll die Wärme für eine Trocknungsanlage genutzt werden.
Bei der Betriebsbesichtigung der zweiten Biogasanlage wurde eine Kooperation mit einem Landwirtschaftlichen Betrieb genannt. Dabei wird vor allem die anfallende Schweinegülle genützt, aber auch die Nebenprodukte der Schlachtung. Zusätzlich werden rund 18 000 Tonnen Maissillage fermentiert.
Die Stadt Križevci hat das Ziel bis 2020 über 20% des Stromes aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. Dabei spielt auch die Müllentsorgung von 10 000 Haushalten eine bedeutende Rolle. Ein neues System mit drei Behältern ermöglicht es, den Müll sachgerecht zu trennen. Die Wärmeenergie, die bei der Verbrennung entsteht, wird wiederum in das lokale Netz eingespeist.
Am letzten Tag präsentierten Schüler aller drei Schulen die Ergebnisse der Projektwoche in Kroatien.
Im Rahmen einer Pressekonferenz im Beisein aller Projektpartner wurden die Ergebnisse des zweijährigen ERASMUS+ Projektes präsentiert.
"Sicherung der Ressourcen zur Befriedigung der Primärbedürfnisse durch nachhaltige Bewirtschaftung des ländlichen Raumes" war das umfangreiche Thema, das 27 Monate von Schülern und Lehrern der LFS Güssing, der ungarischen Partnerschule in Kaposvar und dem kroatischen Projektpartner aus Križevci bearbeitet wurde.
Nachdem im Rahmen von Exkursionen in allen drei Ländern nach Beispielen zur Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion, Landbewirtschaftung, Energiegewinnung oder im Verkehr gesucht wurde, konnten die Ergebnisse in einem Handbuch mit best practice Beispielen zusammengefasst werden.
Insgesamt eine sehr lehrreiche, aber auch arbeitsintensive Zeit für alle Teilnehmer, die nicht nur zu einer Erweiterung des Horizonts, sondern auch zu einer Bewusstseinsbildung im Umgang mit natürlichen Ressourcen geführt hat.
Das Handbuch steht hier zum Download bereit:
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